Perspektiven und Neuaufstellung für den niedersächsischen Tourismus!

Der Tourismus ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor in Niedersachsen, der jedoch immer wieder unterschätzt wird. Viele Unternehmen und Arbeitsplätze, aber auch Kommunen hängen wesentlich von ihm ab. Die Tourismusbranche ist von der Pandemie stärker betroffen als jede andere Branche in Niedersachen. Ferienwohnungen, Hotels, Pensionen, Gastronomie, kulturelle, sportliche und andere Attraktionen sind seit Monaten überwiegend geschlossen. Bevor die Sommersaison startet, müssen den Tourismuskommunen und der Branche Perspektiven gegeben und eine Neuaufstellung des Tourismus in Niedersachsen eingeleitet werden.

 

1. Eine echte Perspektive

Das Prinzip Hoffnung muss ein Ende haben, dem Tourismus müssen echte Perspektiven eröffnet werden, denn es gilt, eine bevorstehende Schließungswelle zu verhindern. Bislang war die Branche äußerst geduldig und hat sich außerordentlich gut auf die Tourismussaison 2021 vorbereitet. Den touristischen Orten und Unternehmen muss nun die Chance gegeben werden, mit klugen Ideen und umfangreichen Plänen den Start in das Tourismusjahr 2021 zu wagen. Test- und Hygienekonzepte sowie Erfahrungswerte aus dem vergangenen Jahr liegen in großer Breite und Tiefe vor. Eine kontrollierte, gelenkte Öffnung muss daher die Perspektive sein – auch, um ein weiteres Herabsinken der Akzeptanz in der Branche und in der Bevölkerung zu verhindern. Dass Auslandsreisen mit Testkonzepten möglich sind, während Inlandsreisen in Ferienwohnungen mit sicheren Anreisewegen in den meisten Fällen unzulässig sind, ist auf erheblichen Unmut gestoßen und ist kaum erklärbar.

Die Planung, wer, wann, wie und unter welchen Voraussetzungen mit einer kontrollierten Öffnung beginnen kann, muss schnellstmöglich anlaufen und detailliert sowie umfassend ausgestaltet werden.

 

2. Kurswechsel

Es muss damit ein Kurswechsel eingeleitet werden. Auch im Bereich des Tourismus bedarf es erster Modellversuche in verschiedenen Bereichen. Diese müssen breit genug aufgestellt werden, um Ballungen zu vermeiden. Eine Lenkung, beispielweise durch die Tourismusverbände, hat hier eine hohe Relevanz. Der Tagestourismus muss sich für die Orte wieder lohnen, während Ansammlungen wie im Februar im Harz oder an Seen im März zu verhindern sind. Zu dem Kurswechsel muss es insbesondere gehören, den „sicheren“ Tourismus vor Ort zu stärken (insb.: Ferienwohnungen, Camping, Outdoor-Aktivitäten), und auch, auf Dauer neben dem Inzidenzwert andere Parameter, wie die Impfquote und die Belegung von Krankenhausbetten, heranzuzuziehen. Die Pandemie wird uns noch über den Sommer begleiten. Dies darf nicht bedeuten, dass die Branche neben der Ostersaison auf die Sommersaison verzichten muss.

 

3. Spezielle Hilfsprogramme und weitere Soforthilfen

Eine besondere Betroffenheit zeigt sich in monostrukturierten Tourismuskommunen. Landesweit sind zudem beispielsweise insbesondere Saalbetriebe in besonderer Härte betroffen. Auch bei einer kontrollierten Öffnung werden diese in diesem Jahr im Zweifel kaum zum Zuge kommen.

Dies zeigt, dass es neben den Öffnungsperspektiven weitere, spezielle Hilfsprogramme braucht. Das Land ist touristisch vielfältig aufgestellt. Dies gilt es auch bei Hilfen zu berücksichtigen.

Zahlreiche Kommunen und auch viele Betriebe haben die notwendigen Schließungen für Sanierungen und Renovierungen, bspw. von Schwimmbädern und Veranstaltungsräumen, genutzt. Dieser Einsatz für die Erhöhung der Attraktivität des niedersächsischen Tourismus muss anerkannt und unterstützt werden.

Daher bedarf es zur Rettung der zahlreichen Arbeitsplätze und zur Verhinderung von weiteren Insolvenzen weiterer und schneller Hilfen.

 

4. Neue Gesamtstrategie für den niedersächsischen Tourismus

Mit „Erfolgreich. Nachhaltig. Zukunftsfest. Tourismus besser gestalten. Strategischer Handlungsrahmen für die Tourismuspolitik auf Landesebene“ hat das Land 2014 einen tourismuspolitischen Handlungsrahmen auf Landesebene erarbeitet. Dieser Prozess muss fortgesetzt und erweitert werden. Die Covid-19-Pandemie zwingt alle Akteure im Tourismus zu einem Neustart und hat völlig neue Grundbedingungen geschaffen. Daher bedarf es auch eines neuen Fahrplans, welcher noch einmal ganzheitlicher gedacht und neu ausgerichtet werden muss. Die Pandemie bietet auch die Chance für neue Impulse und dafür, die Stärken des Landes weiter hervorzuheben und zu unterstützen. Insbesondere Naherholung, Outdoor-Aktivitäten und ländlicher Tourismus könnten auf Dauer Profiteure sein. Auch für die Digitalisierung hat die Pandemie einen Anschub geliefert. Dieser muss nun aufgegriffen und die Entwicklung fortgesetzt werden – vor Ort und landesweit.

Um eine neue Gesamtstrategie zu entwickeln, müssen zeitnah alle Akteure beteiligt und ein Dialog gestartet werden.

Bestandteil der Gesamtstrategie sollte auch eine Werbekampagne entsprechend dem Motto „Niedersachen. Sicher reisen.“ sein.

 

5. Grundförderung Tourismus

Langfristig muss für den niedersächsischen Tourismus eine „Grundförderung Tourismus“ entwickelt werden. Der Wettbewerbsnachteil, den das Land Niedersachsen gegenüber anderen Bundesländern hat, in denen Fremdenverkehrslastenausgleiche oder Sonderlastenausgleiche bspw. für Kurorte erfolgen, muss behoben werden. Insbesondere monostrukturierten Tourismuskommunen, Kurorten und anderen zertifizierten Orten muss ein Ausgleich für die besonderen Aufwendungen gewährt werden. Dafür muss gemeinsam ein Konzept entwickelt werden.